Als eine neue Art Coronavirus in der ersten Hälfte des Jahres 2020 aufgetaucht ist und sich danach rasant weltweit ausgebreitet ist, wurde unsere globalisierte Welt abrupt ausgebremst. Grenzen wurden geschlossen, Flugzeuge blieben am Boden und weltweit wurden Leute dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. Als direkte Auswirkung des „Lockdowns“ wurde unsere normalerweise so mobile Welt auf einmal deutlich statischer.
In normalen Zeiten helfen uns unzählige Apps dabei, durch Städte und um die Welt zu navigieren. Sie sammeln Daten und berechnen Routen mit den Öffis oder sagen uns, ob wir unseren Anschlussflug noch rechtzeitig erreichen werden. In Zeiten von Covid-19 haben solche Apps deutlich weniger Benutzer. Doch hat das Virus ihnen auch eine komplett neue Bedeutung eingebracht, welche die Entwickler in aller Wahrscheinlichkeit nie vorhergesehen hatten: die Daten von Citymappe, Moovit, Google Maps und co. Können dazu verwendet werden, die Auswirkungen der Coronavirus-Gegenmaßnahmen zu messen.
Ein Beispiel ist Moovit, eine beliebte App, die Benutzern in hunderten Städten weltweit dabei hilft, mit den Öffis von Punkt A zu Punkt B zu kommen. Moovit hat damit begonnen, Mobilitätsdaten zu veröffentlichen, die den Einfluss der Covid-19 Pandemie auf die globale Benutzung der Nahverkehrsmittel zeigen. Der „Moovit Public Transit Index“ nimmt die durchschnittliche Zahl der Fahrten, die pro Stadt mit der App absolviert wurden, und vergleicht sie mit den Werten der Woche des 8. Januar – also bevor die Krankheit sich weit verbreitet hatte.
Wie Moovit hat auch Citymapper – eine aufstrebende App, die es sich zum Ziel gemacht hat, „Städte nutzbar zu machen“, indem sie nicht nur Öffis, sondern auch E-Scooter, Fahrräder, Carsharing und Uber miteinander verknüpft – kürzlich damit begonnen, ihre eigenen Mobilitätsdaten frei zugänglich zu machen. Der Rückgang der Öffi-Nutzung, aufgezeichnet durch Citymapper, ist noch stärker ausgeprägt als jener von Moovit, möglicherweise aufgrund der unterschiedlichen Benutzergruppen der Apps (das ist allerdings nur Spekulation). Der „Citymapper Mobility Index“ vergleicht die tägliche Nutzung der Nahverkehrsmittel mit dem täglichen Durchschnitt aus der Zeit vom 7. Januar bis 2. Februar.
Allerdings hat nicht nur der Nahverkehr Einbußen im Passagieraufkommen zu beklagen. Die Luftfahrtindustrie ist einer der am Stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen, und Flughäfen wie der Chicago O’Hare International Airport haben eine Verringerung der Passagierzahlen von etwa 90% zu beklagen.
Flightradar24 verfolgt globale Flugbewegungen und registriert fast alle weltweiten zivilen Flüge, die Tag für Tag um die Welt sausen. Normalerweise verwenden Benutzer den Dienst, um zu schauen, ob ihr Flug Verspätung hat, um die Ankünfte und Abflüge eines Flughafens zu überprüfen oder einfach um zu sehen, wo irgendwelche willkürlich ausgewählten Flugzeuge hinfliegen. Jetzt können wir aus den Daten von Flightradar24 ablesen, wie sehr die Airlines and Fahrt verloren haben.
Beachten Sie, dass die untenstehende Grafik auch Frachtflüge mit einbezieht, welche weniger stark von der Pandemie betroffen wurden als die zivile Passagierluftfahrt.
Auch Google und Apple veröffentlichen die Daten, die ihre Dienste zur weltweiten Mobilität sammeln, denn, so Google: „es könnte sich dabei hilfreich erweisen, kritische Entscheidungen im Kampf gegen Covid-19 zu treffen“. Die Daten zeigen, in anonymisierter Form, wie sich das alltägliche Verhalten von Leuten aus unterschiedlichen Regionen der Welt verändert hat – ob es sich nun um weniger Besuche in Einkaufszentren, oder geringere Passagierzahlen in Bahnstationen handelt.
Auch wenn 2020 Grenzschließungen vorgenommen wurden und wir uns alle drinnen versperrt haben, ist unsere Welt dank des Internets so verbunden, wie noch nie. Das hat es uns ermöglicht, Covid-19 in einer komplett neuen Art und Weise zu beobachten.